Besser mit Lob umgehen – So gelingt es dir
Inhaltsverzeichnis
- Kognitive Dissonanz – Wenn Selbstbild und Lob nicht übereinstimmen
- Impostor-Syndrom – Die Angst, als Hochstapler enttarnt zu werden
- Kulturelle Prägung – Bescheidenheit als Tugend
- Angst vor erhöhten Erwartungen
- Negative Glaubenssätze über sich selbst
- Fokus auf Defizite statt auf Erfolge
- Angst vor Neid oder sozialer Ablehnung
- Sozial erlernte Reaktionsmuster
- Übung: Lob bewusst annehmen und verinnerlichen
Lob ist etwas Positives – zumindest in der Theorie. In der Praxis erleben viele Menschen jedoch, dass es ihnen unangenehm ist, Komplimente oder Anerkennung anzunehmen. Statt einfach „Danke“ zu sagen, neigen sie dazu, Lob abzuschwächen, umzulenken oder gar abzuwehren. Doch warum ist das so? Welche psychologischen Mechanismen stecken dahinter? Und wie kann man lernen, Lob besser anzunehmen?
Besser mit Lob umgehen: Daran liegt es
1. Kognitive Dissonanz – Wenn Selbstbild und Lob nicht übereinstimmen
Kognitive Dissonanz tritt auf, wenn eine Person eine Information erhält, die nicht zu ihrem bestehenden Selbstbild passt. Wer beispielsweise glaubt, nicht besonders talentiert zu sein, und dann für eine herausragende Leistung gelobt wird, empfindet diese Diskrepanz als unangenehm. Um das innere Ungleichgewicht aufzulösen, wird das Lob oft relativiert oder abgewertet.
Beispiel: Eine Mitarbeiterin hört von ihrem Chef: „Das war eine hervorragende Präsentation!“ Sie denkt aber insgeheim: „Das war doch nur Glück.“ Statt das Lob anzunehmen, sagt sie: „Ach, das war nichts Besonderes. Ich hatte einfach eine gute Vorlage.“
2. Impostor-Syndrom – Die Angst, als Hochstapler enttarnt zu werden
Menschen mit dem sogenannten Hochstapler-Syndrom glauben, dass ihre Erfolge auf Zufall oder äußeren Umständen beruhen und nicht auf ihrer eigenen Leistung. Sie fürchten, dass andere früher oder später erkennen werden, dass sie nicht wirklich kompetent sind.
Beispiel: Ein junger Wissenschaftler wird für seine Forschungsarbeit ausgezeichnet. Anstatt sich darüber zu freuen, denkt er: „Die Jury hat sich bestimmt geirrt oder einfach niemand Besseres gefunden.“ Er kann das Lob nicht annehmen, weil es seine Überzeugung, nicht gut genug zu sein, infrage stellt.
3. Kulturelle Prägung – Bescheidenheit als Tugend
In vielen Kulturen gilt Bescheidenheit als wichtige soziale Norm. Wer Lob annimmt, könnte als arrogant oder selbstverliebt wahrgenommen werden. Besonders in kollektivistisch geprägten Gesellschaften ist es üblich, Erfolge herunterzuspielen.
Beispiel: Ein Teamleiter wird für seine exzellente Führung gelobt. Statt das Lob anzunehmen, sagt er: „Das war eine Teamleistung! Ohne meine Kollegen wäre das nicht möglich gewesen.“ Obwohl Teamgeist wichtig ist, verhindert diese Reaktion, dass er die eigene Leistung anerkennt.
4. Besser mit Lob umgehen – Angst vor erhöhten Erwartungen
Manche Menschen meiden Lob, weil sie fürchten, dass damit neue Erwartungen verknüpft sind. Sie denken: „Wenn ich dieses Lob akzeptiere, muss ich beim nächsten Mal noch besser sein.“ Als Führungskraft lernt man in meinem Führungskräftetraining NRW und deutschlandweit, wie man sowohl die eigenen Erwartungen als auch die der Mitarbeiter identifiziert und konstruktiv damit umgeht, um eine gesunde Feedback-Kultur zu etablieren.
Beispiel: Ein Angestellter wird für seine außergewöhnliche Kreativität in einem Projekt gelobt. Anstatt sich darüber zu freuen, denkt er: „Jetzt erwarten sie das immer von mir. Beim nächsten Mal werde ich das nicht mehr toppen können.“
5. Negative Glaubenssätze über sich selbst
Wer tief verankerte negative Glaubenssätze hat, wird Lob oft nicht als echt oder verdient wahrnehmen. Das Gehirn filtert Informationen so, dass sie zum bestehenden Selbstbild passen.
Beispiel: Jemand, der glaubt, nicht besonders wertvoll oder fähig zu sein, wird jedes Lob als übertrieben oder sogar als Manipulation interpretieren: „Die sagen das nur, um nett zu sein.“
6. Fokus auf Defizite statt auf Erfolge
Das menschliche Gehirn hat eine natürliche Neigung, sich auf Fehler und Schwächen zu konzentrieren, anstatt Erfolge wahrzunehmen. Dieser sogenannte „Negativity Bias“ sorgt dafür, dass wir positive Rückmeldungen oft nicht ernst nehmen. Ich sage dazu: „Besser mit Lob umgehen bedeutet, den eigenen Fokus bewusst umzulenken – weg von den eigenen Zweifeln hin zur Anerkennung erbrachter Leistungen.“
Beispiel: Nach einem erfolgreichen Vortrag konzentriert sich eine Person nur auf einen kleinen Fehler, den sie gemacht hat, und blendet das positive Feedback aus.
7. Besser mit Lob umgehen – Angst vor Neid oder sozialer Ablehnung
Manche Menschen vermeiden es, Lob anzunehmen, weil sie Angst haben, sich dadurch von anderen abzuheben und Neid oder Ablehnung hervorzurufen.
Beispiel: Ein Kollege bekommt Anerkennung für seine Arbeit, aber anstatt das Lob anzunehmen, spielt er es herunter, weil er nicht als „Besserwisser“ dastehen möchte.
8. Sozial erlernte Reaktionsmuster
Viele Menschen haben von klein auf gelernt, Lob reflexartig abzuschwächen oder abzulehnen, weil ihnen beigebracht wurde, dass Eigenlob „stinkt“ oder dass man sich nicht zu wichtig nehmen darf. Wer diesen Mechanismen dauerhaft erliegt, kann langfristig negative Folgen für die eigene Karriere, das Arbeitsleben als Führungskraft und das persönliche Wohlbefinden erfahren.
In der Karriere kann dies bedeuten, dass Chancen auf Beförderungen oder Weiterentwicklungen ungenutzt bleiben, weil die eigene Kompetenz nicht sichtbar wird. Führungskräfte, die Lob nicht annehmen oder weitergeben können, riskieren zudem, dass sie keine motivierende Unternehmenskultur schaffen, was wiederum die Teamdynamik und Leistungsbereitschaft negativ beeinflussen kann.
Auch auf das eigene Wohlbefinden hat es erhebliche Auswirkungen: Wer Lob ständig abwehrt, verpasst wertvolle Gelegenheiten zur Selbstbestätigung und zur Stärkung des Selbstwertgefühls. Dies kann auf Dauer zu Stress, Selbstzweifeln und einer negativen Selbstwahrnehmung führen.
Beispiel: Ein Kind hört immer wieder: „Sag nicht, dass du gut in Mathe bist, das klingt angeberisch!“ Diese Haltung wird oft ins Erwachsenenalter übernommen.
Besser mit Lob umgehen – Übung: Lob bewusst annehmen und verinnerlichen
Besser mit Lob umgehen ist nicht so einfach. Um den Umgang mit Lob zu verbessern, hilft es, sich aktiv mit den eigenen Reaktionen auseinanderzusetzen. Diese Übung kann dabei unterstützen:
1. Selbstbeobachtung
- Achte eine Woche lang bewusst darauf, wie du auf Lob reagierst.
- Schreib dir auf, welche Gedanken dir dabei durch den Kopf gehen.
2. Reflektieren
- Stelle dir folgende Fragen:
- Warum fällt es mir schwer, Lob anzunehmen?
- Gibt es Beweise, die mein negatives Denken widerlegen?
- Wie würde ich reagieren, wenn jemand anderes dasselbe Lob erhielte?
3. Neues Verhalten ausprobieren
- Nimm dir vor, das nächste Lob einfach mit einem „Danke“ anzunehmen, ohne es abzuschwächen.
- Falls du das Bedürfnis hast, das Lob zu relativieren, halte einen Moment inne und hinterfrage diesen Impuls.
4. Verinnerlichen
- Schreibe dir das Lob auf und lies es dir später noch einmal durch.
- Notiere dir regelmäßig eigene Erfolge, um dein positives Selbstbild zu stärken.
In meinem Podcast kannst du regelmäßig neue Dinge lernen, die dir helfen, dein Mindset zu verbessern und besser mit Lob umzugehen.
Mehr von mir findest Du hier
- Kick-off Workshop für dein Team: Teamentwicklung
- Dein nächster Karriere-Schritt: Coaching
- Fülle Deinen Werkzeugkoffer mit Trainings: Führungskräftetraining NRW