Episode 122: Nett sein als Führungskraft – Ein Balanceakt
In der heutigen Episode des Podcasts „Zuhören Fragen Führen“ geht es um ein Thema, das viele Führungskräfte beschäftigt: Wie nett darf eine Führungskraft sein? Daniela, eine Zuhörerin, hat die Frage gestellt, und sie ist besonders relevant für diejenigen, die vom Kollegen zur Führungskraft aufsteigen. Die Antwort ist nicht einfach, denn Nettigkeit kann sowohl Vorteile als auch Herausforderungen mit sich bringen.
Was bedeutet Nett sein im Führungskontext?
Laut Duden bedeutet nett „freundlich und liebenswert im Wesen angenehm“. Doch wie lässt sich diese Definition auf die Rolle einer Führungskraft übertragen? Prof. Kanning, ein Experte für Wirtschaftspsychologie, gibt hier hilfreiche Einblicke. Er spricht von sozialen Kompetenzen, die für Führungskräfte unerlässlich sind. Soziale Kompetenz ist ein Sammelbegriff für viele Verhaltensweisen, die eine Führungskraft sozial kompetent machen – oder eben nicht.
Die Dimensionen der sozialen Kompetenz
Prof. Kanning unterteilt soziale Kompetenz in vier Dimensionen:
1. **Soziale Orientierung**: Dies beinhaltet Prosozialität, Perspektivenübernahme, Wertepluralismus, Kompromissbereitschaft und Zuhören. Diese Fähigkeiten sind entscheidend dafür, wie gut eine Führungskraft mit anderen interagiert und sie in ihr Denken und Handeln einbezieht.
2. **Offensivität**: Hierzu zählen Durchsetzungsfähigkeit, Konfliktbereitschaft, Extraversion und Entscheidungsfreudigkeit. Diese Eigenschaften helfen einer Führungskraft, für ihre Ziele zu kämpfen und Entscheidungen zu treffen.
3. **Selbststeuerung**: Diese Dimension umfasst Selbstkontrolle, emotionale Stabilität, Handlungsflexibilität und Internalität (Kenntnis der eigenen Handlungsspielräume). Eine Führungskraft muss in der Lage sein, ihre Emotionen zu kontrollieren und flexibel auf Veränderungen zu reagieren.
4. **Reflexibilität**: Dazu gehören Selbstdarstellung, direkte und indirekte Selbstaufmerksamkeit sowie Personenwahrnehmung. Reflexion über das eigene Verhalten und Feedback von anderen sind hier zentral.
Die Herausforderungen des Zu nett Seins
Zu nett zu sein kann im Führungsalltag zu Problemen führen. Ein zu stark ausgeprägter Wertepluralismus und eine hohe Kompromissbereitschaft können dazu führen, dass Entscheidungen verschleppt werden und die Ziele aus den Augen verloren gehen. Zu viel Perspektivenübernahme kann dazu führen, dass die eigenen Ziele hintangestellt werden.
Was tun, wenn man zu nett ist?
Hier sind einige Tipps, um die Balance zu finden:
1. **Anforderungen analysieren**: Verstehen Sie, was von Ihnen als Führungskraft erwartet wird, und beziehen Sie Ihre Mitarbeiter in die Zielsetzung ein. Klare Kommunikation und das Setzen von Grenzen sind entscheidend.
2. **Verhalten reflektieren**: Analysieren Sie, in welchen Situationen Sie zu nett waren und wie sich das auf Ihre Ziele ausgewirkt hat. Welche Vorteile hat Ihr Nettsein gebracht, und wo stand es Ihnen im Weg?
3. **Inneren Konflikt ansprechen**: Erkennen Sie den inneren Widerspruch zwischen Nettsein und Durchsetzungsfähigkeit. Arbeiten Sie daran, eine Balance zu finden, die zu Ihrer Persönlichkeit und der Unternehmenskultur passt.
Fazit
Nett zu sein ist keine schlechte Eigenschaft, doch es kommt auf die richtige Balance an. Eine Führungskraft muss in der Lage sein, sowohl freundlich als auch durchsetzungsfähig zu sein. Es ist wichtig, dass das Verhalten zur Situation, zu den Mitarbeitern und zur Kultur des Unternehmens passt.
Die Episode zeigt, dass Nettigkeit im Führungskontext komplex ist und sorgfältige Reflexion erfordert. Führungskräfte müssen lernen, ihre sozialen Kompetenzen gezielt einzusetzen, um erfolgreich zu sein, ohne ihre Authentizität zu verlieren.
Wenn Sie Tipps oder Erfahrungen zum Thema haben, teilen Sie diese gerne in den Kommentaren oder schreiben Sie mir direkt. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, wie Nettigkeit in der Führung erfolgreich umgesetzt werden kann.
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